Artikel in der Frankfurter Neuen Presse
»Intermezzo« als Teil des Lebens
Stand: 23.07.2024, 10:12 UhrBad Nauheim-Nieder-Mörlen (har). Zu den bekanntesten Chören in der Wetterau zählt der Chor »Intermezzo«, der 1992 als »Junger Chor Intermezzo« im Gesangverein »Frohsinn Nieder-Mörlen« gegründet wurde. Gesucht wurden damals »Leute von 16 bis 40, auch fetzige 50er, mit einem Herz für moderne Musik, Spirituals, rhythmische Sprechstücke, Folklore, bis hin zu moderner Pop-Musik«, wie es damals in einer Pressemitteilung hieß.
Daraus entstanden ist eine fröhliche, homogene Truppe mit aktuell 39 Sängerinnen und Sänger im Alter von 19 bis 77 Jahren, dessen Repertoire längst weit mehr umfasst, als sich dies die Initiatoren vor 32 Jahren vorgestellt haben. »Wir sind für alles offen«, meint denn auch Maria Theresia Kremer, die Vorsitzende des seit zwei Jahren eigenständigen Vereins.
»Es war einfach an der Zeit, dass wir ein eigener Verein wurden, wir haben aber noch besten Kontakt mit dem Frohsinn«, betont Kremer, die seit 2007 Chormitglied ist. Geprobt wird jeden Freitag um 19 Uhr im katholischen Pfarrheim in Nieder-Mörlen.
Warum der Chor so erfolgreich ist, liegt für Kremer auf der Hand: »Das haben wir unseren Chorleitern zu verdanken.« Nach der Chorgründung führte zunächst der Ockstädter Werner Bohm 13 Jahre lang den Chor, bevor Thomas Wilhelm für zwei Jahre als Chorleiter tätig war.
Im Jahre 2007 übernahm Nils Kjellstroem den Chor. Bis zu seinem plötzlichen Tod vor fünf Jahren prägte er den Chor. In vielen von ihm arrangierten Chorsätzen oder selbst komponierten Liedern und Vertonungen von Gedichten ist er immer noch im Repertoire des Chores wiederzufinden.
»Sein Tod war für uns ein Schock«, sagt Kremer, doch die Nachfolge war schnell geregelt. Annette Jahr, ausgebildete Sängerin und Stimmbildnerin, begleitete schon während Kjellstroems Zeit den Chor im Bereich Stimmbildung, übernahm hin und wieder mal eine Chorprobe, wenn der Chorleiter verhindert war.
»Ich habe mich schon damals mit dem Chor sehr verbunden gefühlt«, sagt Jahr, die wenige Tage nach dem Tod Kjellstroems das alljährliche Weihnachtskonzert leitete. »Das war sehr, sehr emotional«, erinnern sich Jahr und Kremer.
»Für uns alle war klar, dass Annette den Chor übernimmt«, sagt Kremer. Für die Friedbergerin war es das erste Mal, dass sie einen Chor leitete, inzwischen sind zwei weitere hinzugekommen. »Annette schafft es, uns alle zu motivieren und zu Höchstleistungen zu bringen«, sagt Kremer, was Jahr so nicht stehen lassen will: »Hier sind alle sehr motiviert.« Dass dem so ist, wird bei den Chorproben deutlich. »Für mich ist die Probe immer die richtige Einstimmung aufs Wochenende«, sagt Betty Galbierz-Eigenwillig, die schon 30 Jahre beim Intermezzo singt und seit Jahren als Notenwartin tätig ist.
»Ich komme hier einfach runter und lasse die Woche hinter mir«, sagt die gebürtige Nieder-Mörlerin. Noch ein Jahr länger im Intermezzo aktiv ist Michael Mariaschk, einer von zehn Sängern im Chor. »Der Intermezzo ist Teil meines Lebens geworden«, sagt der Friedberger und fügt hinzu: »Ich singe einfach unglaublich gerne.« So oder ähnlich denken alle Chormitglieder, von denen ein Großteil aus Bad Nauheim selbst kommt, aber auch »von Cleeberg bis Wöllstadt«, so die Vorsitzende, und weiter: »Wir Nieder-Mörlener sind deutlich in der Minderheit.«
Schon vor der Chorprobe herrscht beste Stimmung, die Jahr mit unkonventionellen Atem- und Stimmübungen noch antreibt. Es wird viel gelacht, bevor die eigentliche Probe beginnt. Schlägt Jahr ein neues Lied vor, »wird manchmal schon die Nase gerümpft, die Geschmäcker sind ganz unterschiedlich«, meint die Chorleiterin, doch oft komme es vor, dass sich im Verlauf der Proben bei denjenigen, die den Vorschlag nicht so gut fanden, die Beziehung zu dem Lied verändert, erzählt Jahr, die auch Vorschläge von Chormitgliedern aufnimmt, so wie der zuletzt einstudierte Popsong »So soll es bleiben«, von »Ich + Ich«. Nun macht der Chor erst einmal bis zur nächsten Probe am Freitag, 16. August, Sommerferien. Danach geht es gleich mit dem traditionellen Auftritt beim Jugendstilfestival in Bad Nauheim weiter.
Am Sonntag, 22. Dezember, folgt das große Weihnachtskonzert. »Bei uns soll alles so bleiben, wie es ist, nur mehr Männerstimmen wären prima«, meint Kremer abschließend.
Hier ist der Link zum Originalartikel: Frankfurter Neue Presse
(Alle Fotos © Loni Schuchardt)Unser Sommerkonzert 2024
Ein sommerliches Intermezzo
Von: red Redaktion
Bad Nauheim (pm). Was haben Heinrich VIII., Annette Humpe, Cole Porter, Johannes Brahms, Max Raabe und Fanny Hensel gemeinsam? Sie alle haben mit Kompositionen zum diesjährigen Sommerkonzert des Chors Intermezzo aus Bad Nauheim beigetragen.
Die 34 Sängerinnen und Sänger begeisterten ihr Publikum im voll besetzten Saal der Bad Nauheimer Musikschule mit einem ebenso gelungenen wie unterhaltsamen Konzert.
Der A-cappella-Chor sang unter der Leitung von Annette Jahr 16 Lieder aus fünf Jahrhunderten und von drei Kontinenten. Ein abwechslungsreiches Programm also, in dem sich die große Vielfalt an Musik-Genres und unterschiedlichen Stilen zu einem harmonischen Ganzen vereinte - wozu auch die gleichermaßen informativen wie kurzweiligen Erläuterungen zu den Stücken von Maria Theresia Kremer beitrugen.
Gute Artikulation der Texte
Annette Jahr führte den Chor sicher durch die verschiedenen Kompositionen, deren wechselnde Stimmungen die Sängerinnen und Sänger zum Klingen brachten: Sie sangen melancholisch bei »Abendlich schon rauscht der Wald« von Fanny Hensel, fröhlich bei »Now is the Month of Maying« von Thomas Morley, selbstbewusst bei Jerry Hermans »I Am What I Am« und rundum glücklich bei »So soll es bleiben« von Annette Humpe, um nur ein paar zu nennen.
Auch die gute Artikulation der Texte trug dazu bei, das Publikum in Bann zu ziehen. Der Chorklang war harmonisch-homogen, ließ aber dennoch die einzelnen Stimmgruppen immer dann hervortreten, wenn es angebracht war.
Die Dirigentin bezog sogar das Publikum geschickt ins Geschehen ein. So wurden Zuhörende zweimal zu Mitwirkenden: In nur wenigen Minuten studierte Annette Jahr den kongolesischen Kanon »Banaha« sowie den Gospelsong »Hold on Just a Little While Longer« mit allen Anwesenden ein. Diese beteiligten sich anschließend mit den erlernten Liedern mit hörbarer Freude und stimmlicher Unterstützung vom Chor Intermezzo am Konzertablauf.
Das Publikum blieb auch nach dem Verklingen des Gospels - allerdings jetzt wieder passiv - im Zentrum der Aufführung. Der Sopran, der sich zum gemeinsamen Singen hinter den letzten Zuschauerreihen des Saals platziert hatte, stimmte nun das Max-Raabe-Lied »Ich bin nur gut, wenn keiner guckt« an. So entwickelte sich über die Köpfe im Zuhörerraum hinweg ein Dialog mit den Chorstimmen auf der Bühne - eine gelungene Auflockerung im ohnehin abwechslungsreichen Programm. Eine weitere musikalische Facette brachte das Querflötentrio der Musikschule Bad Nauheim in den Konzertabend ein. Hanna Kreuter, Hanna Reitz und Simon Koch spielten vor der Pause zwei Stücke von Jindrich Feld und Gabriel Fauré und machten auch im zweiten Teil mit Stücken von James Hook und Kaspar Kummer virtuos die weiche, volle Klangfarbe der Querflöten hörbar. Die drei jungen Musiker führten eindrucksvoll vor, was es heißt zusammenzuspielen: Einsätze, Wechsel in Tempo oder Dynamik und auch die Übernahme und Übergabe der Führung klappten hervorragend. Dem Querflötentrio gelang damit eine hörenswerte Ergänzung zum A-cappella-Programm des Chors Intermezzo.
Dass das Publikum vom Dargebotenen begeistert war, zeigten der lange Applaus und die Forderung einer Zugabe. Diesem Wunsch entsprach der Chor nach dem fast zweistündigen musikalischen Programm gern mit dem Stück »So soll es bleiben«.
Hier ist der link auf den Originalartikel.
Frankfurter Neue Presse vom 19.12.2023:
Musikalischer Hochgenuss
Bad Nauheim-Nieder-Mörlen (har). Musik in der Vorweihnachtszeit ist unglaublich vielfältig. Dies zeigte auch der Chor »Intermezzo« bei seinem traditionellen Weihnachtskonzert am Sonntagabend in der nahezu voll besetzten katholischen Kirche auf.
Die 33 Sängerinnen und Sänger präsentierten eine bunte Vielfalt von Weihnachts- und Winterliedern aus fünf Jahrhunderten sowie aus vielen Ländern - und dies auf allerhöchstem Niveau. Zu verdanken ist dieser für einen A-cappella-Amateurchor erstaunlich hohe Standard in erster Linie zwei Menschen. Da ist die aktuelle Chorleiterin Annette Jahr, die den Chor nach dem Tod des langjährigen Chorleiters Nils Kjellström Anfang 2020 übernahm.
Schon unter Kjellströms Dirigat war die ausgebildete Sängerin als Stimmbildnerin für den Chor tätig. Kjellström prägte 13 Jahre den Chor mit seinen Eigenkompositionen und den von ihm arrangierten - zum Teil äußerst anspruchsvollen - Chorsätzen, von denen der Chor bei seinem Konzert noch sieben intonierte, so zum Auftakt auch den Kjellström-Satz des bekannten »Adeste fideles« von J. F. Wade aus dem 18. Jahrhundert.
Schon hier überzeugte die Sängerschar mit exakter Intonierung und ihrem klaren mehrstimmigen Gesang. Der harmonische Klangkörper von Jahr mit striktem Dirigat sicher geführt.
Nach diesem exzellenten Auftakt versprach Intermezzo-Vorsitzende Maria Theresia Kremer den Besuchern ein abwechslungsreiches in vier Blöcken aufgeteiltes Programm, durch das die Vorsitzende mit vielen Informationen gekonnt führte.
Eine Version auf Ukrainisch
Im ersten der vier Gesangsblöcke standen Weihnachtslieder aus England im Mittelpunkt, darunter zwei unbekanntere Kompositionen aus dem 16. Jahrhundert. Ihre Moderation zu »Oh Bethlehem, du kleine Stadt« nutzte Kremer zu einem Friedensappell für den Nahen Osten. Der erste Programmblock endete mit »Adoración«, einem Weihnachtslied aus Bolivien in dem mit einem vom Chor intensiv und kräftig gesungenen »Halleluja« die Geburt Christi groß angekündigt wird. Mit der Lesung der Kurzgeschichte »Der Himmel ist offen« von Matthias Drobinski leitete Chormitglied Kirsten Curtze zum zweiten Block über, der mit dem von Chor und Besuchern gemeinsam gesungenen »Tochter Zion« eröffnet wurde.
Es folgte mit »Sicut servus« von Giovanni Pierluigi da Palestrina der musikalische Höhepunkt des Konzerts, bei dem der Chor stimmlich über sich hinauswuchs und mit nicht enden wollenden Beifall für diesen musikalischen Hochgenuss belohnt wurde.
Nach dem polnischen Weihnachtslied »Die im Dunkeln wandeln« präsentierte der Chor zwei Besonderheiten. Den Paul-Gerhardt-Text »Ich steh an Deiner Krippe hier« hat Johann Sebastian Bach zweimal vertont, 1734 für sein Weihnachtsoratorium, zwei Jahre später noch einmal völlig neu. Der Chor überzeugte mit beiden Versionen.
Danach erfuhren die Besucher, dass das im englischsprachigen Raum bekannte »Ring; Christmas Bells« eigentlich aus der Ukraine stammt. Im Original heißt das Lied »Schtschedryk« und wird in der Ukraine zu Neujahr gesungen.
Dank ihres jüngsten Mitglieds Olga Dubova, hat der Chor auch die ukrainische Version einstudiert. Die 18-Jährige lebt mit ihrer Familie nach der Flucht aus der Ukraine in Ober-Mörlen.
Dazwischen las Martin Pfaff den Text »Freude« von Hanna Butting. Es folgten zwei Blöcke mit internationalen Weihnachtsliedern, von »The Winter’s Night« von Nicholas Myers über das schwedische »Jul, jul, stralande jul« bis hin zum aus Frankreich stammenden »Engel haben Himmelslieder« oder dem Gospel »God tell it on the Mountain«.
Dazwischen las Sibilla Fischbach den Text »Überwintern« von Katherine May und alle sangen gemeinsam »Es ist ein Ros entsprungen.
Mit »Mary’s Boy Child«, das dank Boney M. zum Pop-Hit wurde, sowie dem Traditional »Corramos« aus Venezuela leitete die Sängerschar das große Finale mit »O du fröhliche ein«. Dazu verteilten sich die Sänger im Kirchenschiff, so dass Besucher und Chor zu einer Gesangseinheit wurden. Mit nicht enden wollenden Beifall endete das Konzert. »Wir haben gerne für sie gesungen«, sagte Kremer in ihren Dankesworten. Das war zu spüren.
Wetterauer Zeitung, 5. Juli 2023
Standing ovations für „Intermezzo“
Chor begeistert mit Gitarrenduo Saitenzeit beim Sommerkonzert
Der 30-köpfige Chor unter der Leitung von Annette Jahr begrüßte das Publikum mit dem Madrigal „Fine knacks for ladies“ von John Dowland, einem schwungvollen Gassenhauerlied von 1600. Auch gefühlvolle Liebeslieder wie die eigenwillige Version von „Michelle“ von den Beatles, „If you leave me now“ von Chicago oder „And so it goes“ von Billy Joel zeigten das Können der Sängerinnen und Sänger, besonders, da der Chor ausschließlich a-cappella singt, gänzlich ohne instrumentale Begleitung.
Nach einer erfrischenden Pause zum Luftholen an dem sehr heißen Nachmittag zeigte der Chor, dass er auch die klassischen leisen Töne beherrscht. Bewegend und innig trug er zwei Vertonungen von Bibelversen vor, das „Abendlied“ von Rheinberger und „Ubi Caritas“ von Maurice Duruflé. Mit dem vierstimmigen „Earth Song“ von Frank Ticheli, einem ergreifenden Ruf nach Frieden in einer vom Krieg zerrissenen Welt, und „Give us this day“ von Ward Swingle über die Schönheit der Erde, die es zu bewahren gilt, fesselte der Chor das Publikum und machte wieder sein großes Leistungsvermögen deutlich.
Das Liebeslied „Love of my life” von Freddie Mercury in einem einfühlsamen Arrangement beeindruckte ebenso wie das mitreißende „I am what I am” von Gloria Gaynor, ein fulminanter Abschluss des Konzerts. Im Zusammenspiel mit Dirigentin Jahr, die den Chor gekonnt durch die anspruchsvollen Arrangements mit wechselnden Tempi und Lautstärken führte, konnte Intermezzo sein Können auf hohem Niveau und mit einem harmonischen Klangbild entfalten. Das Publikum war begeistert und dankte dem Chor mit „standing ovations“ und langem Beifall.
Die Zugabe mit „Sing-sing“ von Friedrich Hollaender in einem Arrangement der Chorleiterin Jahr verrät das Geheimnis des Chors, wie es gelingt, sich selbst und das Publikum mit Singen in eine gute Stimmung zu versetzten: „Sing, sing, schon eh du aufstehst“.
Dieses Konzert macht Lust auf mehr, waren sich das Publikum und die Organisatoren einig.